Museum für Zeitgeschichte Bad Harzburg
Alte Originale erhalten und Neues originalgetreu erschaffen
Museen sollen nicht nur etwas präsentieren – es geht zugleich ums Erhalten und Erforschen. Für ein privat geführtes und privat finanziertes kleines Museum eine große Herausforderung! Für mich begann das alles 1963: im Sommer erlebte ich erstmals Geschichte live in den USA bei den 100 Jahr Feiern des US CIVIL WAR und im Herbst buddelte ich mit meinem Leipziger Großvater seine 1945 versteckte Privatsammlung Thema Leipziger Völkerschlacht 1813 aus dem Garten und diese korrodierten Schätze mussten identifiziert und konserviert werden. Beginn einer Leidenschaft!
So gestaltete ich – auch als projektbezogener MGFA Militärhistoriker – im In- und Ausland mehrere museale Ausstellungen, restaurierte und kopierte ich rare Exponate (insbesondere Textil/Lederwaren) und beim Forschen bevorzuge ich eigene lebendige Zeitreisen in die Vergangenheit. Natürlich nach Vorarbeit in Archiven und anderen Museen.
Nach dem Erforschen und Restaurieren von Originalstücken aus napoleonischer Zeit folgte logischerweise Rekonstruktionen von originalgetreuen Uniformen und Ausrüstungsgegenständen. Das 18. und 19. Jahrhundert ist bekannt als die Zeit der bunten Röcke – es gab 100.000 de verschiedene mehr oder weniger prächtige und vielfältige Uniformen. Sehr beliebt auch bei den Zinnfigurensammlern.
Die Welt der „Lebendigen Geschichte“ bzw Reenactments oder Living History lebt von Authentizität und Detailtreue um so realistisch wie möglich die verschiedenen, längst vergangenen Epochen in unsere Gegenwart zu projektieren. Sei es als gefühltes Erlebnis für uns Darsteller, oder für Touristen und Zuschauer, selten auch mal als Komparse für Film oder TV. Was man nach 200 Jahren selber als damaliger Grenadier oder Stabsarzt ausprobiert hilft dem Historiker später bei unzähligen Erkenntnissen, wie Rockschoßknöpfe verhindern das Patronentasche und Säbel auf dem Rücken hin und her rutschen usw.
Wer mal live dabei war bei einer nachgestellten Kavallerieattake oder einem Vorderlader Gefecht und dann so einen TV- oder Kinofilm sieht oder einen Roman wie „Krieg und Frieden“ liest – ist dann mitten drin im Geschehen. Man spürt die Schwingungen des Erdbodens wenn die Pferde dicht an einem vorbei donnern, man riecht das Schießpulver und staunt wie nach jeder knallenden Salve die Sicht vom weißen Pulverdampf überlagert wird.
Restaurierung historischer Uniformen
Die Restaurierung historischer Uniformen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie erfordert eine fundierte Kenntnis von Exponaten, deren Materialien, es braucht Fingerspitzengefühl und vorsichtiges Ausprobieren wie man die Schäden der Vergangenheit beseitigt.
Besonders heikel wird es, wenn es um die Erhaltung von Textilfarben und Geweben geht, die über die Jahre verblasst oder brüchig geworden sind. Restauratoren nutzen moderne Techniken, die schonende Reinigungs- und Konservierungsmethoden einschließen. Ziel ist es, die historischen Objekte nicht nur für gegenwärtige Präsentationen zu erhalten, sondern sie auch für zukünftige Generationen zu bewahren.
Restauratoren stehen vor der etwas kontroversen Herausforderung einerseits das Aussehen eines Stückes für die Nachwelt so zu erhalten wie es aktuell aussieht – andererseits das Exponat wieder in den möglichst ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen ohne seine historische Substanz zu beschädigen. Letztes ist eher mein Weg, so sammele ich seit Jahrzehnten alle möglichen Reste von alten Woll-, Leinen-, Flachsstoffen, Seide, Naturzwirne und Garne, Tressen und Borden. Auch Leder, Knöpfe, Ösen und Haken.
Einige Museologen sind für das Bewahren der Mottenlöcher, fehlende Knöpfe, offene Nähte. Oder Grünspan, Roststellen und Fehlteile an Ausrüstungen und Waffen. Andere – wie ich – möchten alten Exponaten wieder etwas von der damaligen Ausstrahlung und Funktion zurückgeben.
Hier als Beispiel meine Restaurierung einer altpreußischen Säbeltasche der Ziethen Husaren (Herbst 2024). Aufwand ca. 20 Stunden. Nur selten wie hier frische ich verblichene Wollstoffe mit Pinsel und Textilfarbe wieder auf.
Die Rekonstruktion historischer Uniformen
Bei der Anfertigung neuer Reenactor Uniformen ist größtmögliche Originaltreue angesagt. Der Prozess beginnt mit einer umfangreichen Recherche. Archive, Uniformtafeln, Gemälde und erhaltene Originalstücke dienen als wertvolle Quellen. Historiker und Schneider müssen dann eng zusammenarbeiten, um Stoffe, Farben, Schnitte und Verzierungen zu identifizieren, dann entsprechende Materialien beschaffen um dann rekonstruieren zu können. Das unterscheidet uns von Theater-, Fasching- oder Steampunkkostümen!
Wir haben schon rare Originalknöpfe oder Embleme abgeformt und in Zinn nachgegossen, ich lasse inzwischen Tschakobleche und Regimentsknöpfe nachgiessen bzw. prägen. Aus Kostengründen lasse ich inzwischen nach ausgehändigten Schnittmustern und Stoffproben im preisgünstigsten Ausland Uniformen und Ausrüstungen anfertigen, insbesondere Westphälische und Braunschweigische Uniformen. Auch wenn nach Größenbestimmung und Bestellung einige Monate vergehen. Ein deutscher Schneider würde sonst für eine komplette Uniform einen vierstelligen Eurobetrag fordern. Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse.
Lebendige Geschichte
Suchen Sie im ehem. Herzogtum Braunschweig bzw. Königreich Westphalen Kontakt zu „Living History“ Reenactor Gruppen?
Wir stellen das Braunschweigische Leibbatallion und Westphälische Grenadiere der Napoleonik authentisch nach und wir lassen Sie gerne mal in unser aussergewöhnliches Erlebnis-Hobby reinschnuppern!
Im Museumsshop gibt es ausserdem sowohl Leih- Uniformen zum Ausprobieren und originalgetreue Uniformen und Ausrüstungen zum Kauf.
Zeughaus für Napoleonik Reenactor Bedarf 1700-1900
Mit „Living History“ begann ich 1972 – nachdem ich in USA 1963 erstmals Reenactor live sah – anlässlich „100 Jahre US Civil War“.
Seitdem beschaffe ich authentische Ausrüstungen, mittlerweile lasse ich auch Uniformen nachschneidern. Ab und zu gebe ich auch originale Exponate ab.
Living History und Reenactment: Geschichtserleben hautnah
In einer Welt, in der digitale Technologien oft den Alltag dominieren, sehnen sich viele Menschen nach einem authentischen Erlebnis, das sie in die Vergangenheit eintauchen lässt. Hier kommen „Living History“ und „Reenactment“ ins Spiel – zwei faszinierende Möglichkeiten, Geschichte lebendig werden zu lassen und erlebbar zu machen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesen Begriffen, und warum ziehen sie immer mehr Menschen in ihren Bann?
Was ist Living History?
„Living History“ bezeichnet eine Methode, Geschichte durch Nachstellungen von Alltagsszenen aus der Vergangenheit so authentisch wie möglich zum Leben zu erwecken. Anders als im traditionellen Museum, wo Exponate hinter Glas ausgestellt werden, erleben Besucher von Living-History-Events eine interaktive Zeitreise. Akteure in originalgetreuen Kostümen führen historische Handwerkskünste vor, kochen nach alten Rezepten oder demonstrieren typische Alltagssituationen aus der jeweiligen Epoche. Diese immersive Erfahrung versetzt die Zuschauer direkt in die Vergangenheit und eröffnet ihnen eine neue Perspektive darauf, wie Menschen früher gelebt, gearbeitet und gefeiert haben.
Die Rolle der Reenactor
Reenactor sind Menschen, die sich mit Leidenschaft und oft großem Aufwand in die Rolle historischer Figuren oder Bevölkerungsgruppen versetzen. Sie nehmen an Reenactments teil, bei denen historische Ereignisse – von Schlachten über politische Versammlungen bis hin zu gesellschaftlichen Ereignissen – detailgetreu nachgestellt werden. Für viele Reenactor ist dies mehr als nur ein Hobby; es ist eine Möglichkeit, Geschichte zu erforschen und ihr einen persönlichen Ausdruck zu geben.
Die Reenactment-Szene zieht eine bunte Vielfalt von Menschen an, von Geschichtsinteressierten bis hin zu Familien, die gemeinsam eine alte Epoche verstehen und erleben möchten. Diese Veranstaltungen bieten nicht nur Unterhaltung, sondern auch die Gelegenheit, historisches Wissen zu vertiefen und kulturelle Traditionen am Leben zu halten.
Warum zieht es Menschen zu Living History und Reenactment?
Eine der größten Attraktionen von Living History und Reenactment ist die Tiefe der Erfahrung, die sie bieten. Geschichte wird greifbar und emotional erlebbar, wenn man die Kleidung trägt, das Essen probiert oder an einer nachgestellten Schlacht teilnimmt. Diese Art des Erlebens schafft eine Verbindung zur Vergangenheit, die das bloße Lesen eines Buches oder das Betrachten eines Films nicht erreichen kann.
Darüber hinaus fördern solche Events die Gemeinschaft und den Austausch zwischen Menschen mit ähnlichen Interessen. Reenactments und Living-History-Veranstaltungen sind Orte des Zusammentreffens, an denen Wissen geteilt und Geschichten ausgetauscht werden, sei es zwischen den Teilnehmern oder mit dem Publikum.
Living History und Reenactment bieten eine spannende und dynamische Möglichkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Sie schlagen eine Brücke zwischen den Generationen und ermutigen dazu, Geschichte nicht nur zu lernen, sondern sie zu fühlen. In Zeiten, in denen das Bewusstsein für kulturelles Erbe und historische Zusammenhänge immer wichtiger wird, leisten diese Ansätze einen wertvollen Beitrag zur Geschichtsvermittlung.
Egal, ob Sie ein leidenschaftlicher Geschichtsfan oder ein neugieriger Besucher sind – ein Abstecher in die Welt von Living History und Reenactment verspricht, Ihre Sicht auf Geschichte zu verändern und neu zu beleben.